Ich stehe in der Küche, höre mir das neue, zauberschöne Album von Sophie Hunger an und fülle Pfefferkörner in die seit Monaten ins Leere drehende Mühle. Es ist ruhig, friedlich. Da durchfährt es mich wie ein Blitz: Da läuft MEINE Musik. Ich verrichte gerade eine NICHT lebensnotwendige Tätigkeit und werde dabei NICHT unterbrochen. Keiner brüllt, keiner wirft mit Autos um sich, keiner will den Hintern abgewischt bekommen oder auf mir rumklettern. Einen solchen Moment habe ich seit vier Jahren nicht mehr erlebt. Jedenfalls nicht, wenn beide Kinder mit mir alleine zu Hause waren.
Es fühlt sich grossartig an. Unabhängig. Frei. Unfassbar. Schön. Ich liebe meine Kinder mehr denn je, in diesem kurzen Moment. In diesem Moment, in dem der eine über einem Dinosaurier-Puzzle sitzt und der andere selbstvergessen mit einem Lastwagen spielt. In dem die Geschichten von Kokosnuss, Käpt’n Sharky und Räuber Hotzenplotz ruhen. In dem keiner dem anderen etwas aus den Händen reisst. Keiner den anderen durch die Wohnung jagt. In dem niemand nichts von mir will.
Doch machen wir uns nichts vor: Diesen Text habe ich zwar in diesen ruhigen Minuten begonnen, musste ihn dann aber auch bald wieder unterbrechen. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, sind einige Tage vergangen und ich hatte bislang keinen Pfefferkörner-Moment mehr. Es ist 23 Uhr, die Jungs schlafen und ich sitze alleine auf dem Sofa. Höre das neue, zauberschöne Album von Sophie Hunger. Und freue mich auf all die kindlichen Entwicklungsschritte, die da kommen.