Hallodrio. Ja, ich bin noch da. Ich hatte so ein Jahr. Aber jetzt ist da ja ein Neues und drum kann ich auch mal wieder was schreiben, dachte ich mir. Ich bin ja gottenfroh, muss ich heuer nicht Hinz und Kunz mit Umarmung und Küsschen ein frohes Neues wünschen. Das war mir schon immer ein Graus. Ich hatte Arbeitsstellen, da dauerte die Neujahrs-Wünscherei einen halben Arbeitstag und danach roch ich nach 32 verschiedenen aufdringlichen Männerparfüms. Buäh.
Auch Vorsätze hab ich mir keine gemacht. Ich justiere mein Leben gerne laufend. Als mich im Frühjahr die Sehnsucht nach Live-Musik gepackt hat, lud ich einen befreundeten Gitarristen zum Jammen auf unsere Terrasse ein. Es wurde eine lange, fröhliche Nacht. Meinem Drang nach Unabhängigkeit bin ich im Sommer mit einem ganz zauberhaften verlängerten Wochenende bei meiner Freundin am Bodensee begegnet. Im Herbst war ich das Haarefärben satt und bat meinen Liebsten, mir den Kopf zu rasieren. 9 mm Befreiungsschlag. Tschacka.
Vor Weihnachten schliesslich hatte ich das Bedürfnis, mich mehr zu bewegen. Ich wollte mal wieder eine rote Birne und Muskelkater. Seither laufe ich zwei bis drei Mal die Woche eine Stunde durch die Kälte und höre dabei Podcasts. Tut unglaublich gut. An Silvester sass ich schliesslich mit meinem Liebsten in einem Hotelrestaurant und war mit mir und der Welt eins. Meine Familie ist gesund. Wir haben noch alle einen Job. Trump wurde nicht wiedergewählt. Dieses Scheissjahr war für mich ein scheissglückliches Jahr. Danke, tschüss.