Die Kunst der selektiven Wahrnehmung.

Hab heute beim herabschauenden Hund in T-Shirt und Unterhose versehentlich die Augen geöffnet. Herabschauender Hund, weil sich nach zwei Monaten Corona-Scheisse mein Rücken anfühlt, als wären sämtliche Wirbel zu einem grossen Balken zusammengewachsen und ich spontan gedacht hab; hey, 10 Minuten Yoga helfen garantiert, weil für zehn Monate Sport hab ich echt keine Energie.
Jetzt folgendes: Hätte meine Augen besser zugelassen. Crazy Shit, was da im Alter mit der Haut über dem Knie passiert! Dass so viele kleine fiese Falten in Kombination mit kleinen fiesen Fetteinlagerungen an einem Ort wie dem Oberknie möglich sind, hätt ich nie für möglich gehalten. Sieht interessant aus. Ähnelt einem Elefantenarsch. Oder einem Nacktmull. Find ich aber gar nicht so schön. Und jetzt Achtung Übersprungsgedanke: Würde ich persönlich gar nicht unbedingt vögeln wollen, so einen zerknitterten Hauthaufen. Aber hey: Zum Glück wird mein Liebster kaum je meine Sicht im herabschauenden Hund einnehmen – so akrobatisch sind wir nicht. Und zudem beherrscht er die Kunst der selektiven Wahrnehmung auf bewundernswerte Art und Weise.
Wenn er die Küche aufräumt, bleibt garantiert irgendwo eine dreckige Pfanne oder eine versiffte Kaffeetasse stehen. Putzt er das Bad, rotten danach sämtliche miefenden Lumpen noch in irgend einer Ecke vor sich hin. Etwas perfekt zu Ende bringen, meine Königsdisziplin, liegt ihm nicht so sehr. Oder auch: Was in meinen Augen mangelhaft erscheint, ist in seinen makellos. Bisher erntete er dafür harsche Kritik von mir. Ab heute halt ich die Fresse. Weil ich gottenfroh bin, wenn er nicht so genau hinschaut. Weil es nichts besseres gibt als einen Mann, der dir ob der welkenden Spannkraft deiner Schenkel und ob deines der Schwerkraft folgenden Hinterns sanft ins Ohr flüstert:  Ist doch alles perfekt, so wie es ist! Om.
Dieser Beitrag wurde am 6. Mai 2020 um 22:14 veröffentlicht. Er wurde unter Falten, Speck & graue Haare abgelegt und ist mit , , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

2 Gedanken zu „Die Kunst der selektiven Wahrnehmung.

  1. Marita sagte am :

    Ach Janine! Der herabschauende Hund ist total überbewertet; mach lieber die Kerze. Und was den Rest betrifft:gimme five😉. Und Danke, dass Du der geneigten Leserschaft mal wieder ein Schmunzeln ins Gesicht zauberst.

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    • Meine Liebe! Fast noch schlimmer als der Oberschenkelsalat beim herabschauenden Hund ist die auf mich zurollende Bauchspecklawine in der Kerze! Vielleicht sollte ich doch einfach mal wieder joggen gehen. nachts, wenn’s keiner sieht.

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