Ostern. So schön. Ich hab Ostern geliebt, früher. Bereits Anfang März mischte sich dem üblichen Apfel-Kartoffel-Duft in unserem Vorratskeller ein verführerisches Schokoladeneier-Parfüm bei und allein wegen dieser süssen Vorfreude schlich ich mich hin und wieder in den verhassten Raum mit der dicken Bunkertüre, denn unser Vorratskeller war eigentlich ein Luftschutzraum – damals war der Bau eines solchen bombensicheren Raumes ja für jeden Hausbauer obligatorisch, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass nicht nur wir diesen Raum anstatt mit vier Notbetten mit vier zusätzlichen Kühlschränken ausgestattet hatten. Meine Eltern fürchteten sich eben mehr vor dem Fressattacken-Supergau als vor einer atomaren Katastrophe.
Kalt war es dort, im hintersten Winkel des Kellers und dunkel. Wenn ich meiner Mutter eine Packung Reis oder ein Glas Marmelade aus dem Bunker holen musste, dann rannte ich wie der Blitz, denn dort hinten, hinter dieser dicken, schweren Stahlbeton-Türe, wo unsere Skis und der Staubsauger lagerten, dort lauerte auch der böse Kellergeist, da war ich mir ganz sicher.
Und wenn Ostern dann da war, dann schien auch immer die Sonne. Immer! Echt jetzt! Und manchmal war das Osterwochenende gar das erste, an dem ich meine Schuhe und Strümpfe ausziehen und barfuss durch das noch feuchte Gras rennen durfte. Ostern war ein grosser Höhepunkt für mich, weil Familie und Schokolade und verrückt, wie viele Eier so ein Hase tragen kann und wenn er sie in einem Korb auf dem Rücken transportiert, dann frage ich mich, wie er diesen Korb angeschnallt bekommt und weshalb die Eier beim Hoppeln nicht rausfallen. Ja, und jetzt sitze ich da, vor meinem Computer im Wohnzimmer und draussen regnet es Bindfäden und ist kalt und ich bin alleine zu Hause und es riecht kein bisschen nach Schokolade, aber nach Mottenspray, denn ich kämpfe seit vielen Monaten einigermassen erfolglos gegen die hemmungslose Vermehrung der unnützen Viecher.
Nur heute, wo ich den ganzen Tag krank auf dem Sofa lag und den Tierchen beim fröhlichen Flug durch meine Wohnung zusehen konnte, da packte mich diese Wut. Es ist Ostern, verdammt, dachte ich mir, ein verlängertes Wochenende und eigentlich sollte ich Eier fressen, in die Sonne blinzeln und frohlocken. Stattdessen saufe ich Neocitran, gucke Müll-TV und kille hin und wieder ein Motten-Viech. Und jetzt, wo ich langsam auf den Punkt kommen sollte, bevor die letzten Leser meines Blogs (gesegnet seid Ihr!!!) in komatösen Osterschlaf verfallen, fällt mir partout nicht mal mehr ein, was ich mit diesem Text eigentlich aussagen wollte. Die Wirkung meiner Medikamente lässt nach. Ich muss nachladen. Frohe Ostern allerseits.
Bild: Timo Klostermeier / pixelio.de