Mein Auto ist krank. Es hustet. Es keucht. Es ist erschöpft. Das wurde mir heute klar, als ich nach wochenlangem Nicht-Fahren mal wieder den Motor startete. Das Baby tönt wie eine alte versoffene Puffmutter. Sexy, irgendwie, aber auch ganz schön ungesund. Erst wollte ich direkt zur Werkstatt fahren. Aber unterwegs kam mir in den Sinn, dass die Mechaniker-Jungs dort erzählen können, was sie wollen, ich versteh’s ja eh nicht. Das ist wie mit den Ärzten: «Höhergradige vasculäre Leukenzephalopathie.» Könnte Krebs sein, aber auch eine entzündete Nasennebenhöhle – keine Ahnung. Auf jeden Fall kommt’s teuer.
So hab ich denn beschlossen, meinen Kleinen ohne medizinische Unterstützung sterben zu lassen. Ja, er darf gehen. Schliesslich ist er alt. Knapp 20 Jahre. In dieser Zeit ist er mehr als vier Mal um die gesamte Erde gefahren. Und dabei hat er mich nicht ein Mal im Stich gelassen. Er hat Benzin gesoffen wie verrückt. Und Öl. Bei winterlichen Temperaturen hat er mich mit seinem Heckantrieb seitwärts und rückwärts über die Strassen getragen, aber er hat mich – Schutzengel sei Dank – immer heil nach Hause gebracht.
Nun darf er sterben, hab ich mir heute gedacht, und ich werde ihm Treu sein bis in den Tod. Also bin ich mit ihm zur Waschanlage getuckert und hab ihn mit viel Liebe eingeseift, geschrubbt und trockengerieben. Einerseits, weil ich finde, dass man auch in den letzten Atemzügen Würde bewahren sollte und andererseits, weil ich natürlich hoffte, dass eine Dusche neue Lebensgeister weckt. Tat sie nicht. Also hab ich meinen Süssen noch ein wenig gestreichelt und zurück in die Garage gestellt. Mal gucken, ob es ihm in ein paar Tagen besser geht. Wunder geschehn.
Bild: Ch. Adel / pixelio.de