Ich skype nicht.
Nein, liebe Freunde, die ihr euch irgendwo auf der Welt tummelt und mich gerne mal wieder sehen würdet, nein. Ich skype nicht. Ihr könnt mich aber gerne anrufen, kein Problem. Ich mag es zu telefonieren. Stundenlang. Nebenbei kann ich meine Nase von Popeln befreien, die Toilette putzen und allerlei anderes nützliches Zeug machen, ohne dass ihr das Gefühl bekommt, ich höre euch nicht zu. Ich höre euch nämlich sehr gut zu. Auch wenn ich nebenbei den Geschirrspüler ausräume.
Wenn ihr aber wissen wollt, wie ich aussehe, dann schicke ich euch gerne ein Foto von mir. Meinetwegen auch per iPhone, wenn ihr kein Postfach habt. Oder – viel einfacher – ihr kommt einfach nach Hause von eurer Hochzeitsreise, von eurer Weltreise oder von eurer unendlichen Auszeit zur Selbstfindung und geht mit mir einen trinken. Aber skypen tu ich nicht. Weil ich euch nicht durch eine Scheisskamera sehen will, die jede Regung in unaushaltbarer Verspätung übermittelt, so dass eure Lippen die Worte immer erst sagen, wenn ich schon lange auf sie geantwortet hab.
Und mal abgesehen von der unerträglichen Langsamkeit der modernen Technik will ich beim Telefonieren auch nicht ständig eure Fresse sehen. Nicht, weil ich euch nicht attraktiv fände. Aber wenn wir zusammen ein Bier trinken, fokussieren wir uns ja auch nicht unentwegt. Ich halte es überdies auch nicht aus, während dem Telefonieren ständig angestarrt zu werden; das ist doch komplett unnatürlich. Zudem hindert es mich daran, das zu tun, was ich während solcher Gespräche eigentlich zu tun pflege. Körperhygiene, Haushalt und dergleichen.
Ich weiss nicht, wer dieses Skype-Zeug erfunden hat. Aber er scheint mir wirklich keine Ahnung davon zu haben, wie wunderbar der alte Telefonkult war, der die Ohrmuschel zum Glühen, das Kabel zum Reissen und die Eltern zum Durchdrehen brachte.
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