Eigentlich wollte ich ja wandern im Schwarzwald. Dort angekommen, spuckte mich dieser jedoch aus, bevor ich einen Schritt tun konnte. Sommerlicher Nebel, Nieselregen und 11 Grad verlangten nach einem Notfallplan. Dieser lautete spontan: Museum Tinguely Basel. Auf der Strecke von Todtnau nach Basel fluchte ich lautstark über dieses unsägliche, verfluchte Scheisswetter, das mir seit Monaten den Sommer versaut und mich nichts, aber auch überhaupt nichts planmässig durchführen lässt, gopfertoriblöderseichistdochwahr. Und dann das:
Die Ausstellung des jungen Tschechen Krištof Kintera im Museum Tinguely entpuppt sich als Offenbarung. Zwar habe ich keine sozialistische Kindheit hinter mir, aber Rock’n’Roll im Hintern, ein paar Tropfen Punk im Blut und Sarkasmus in den Gebeinen. Von Natur aus widerstrebt es mir daher, ehrfürchtig flüsternd durch Museumshallen zu schreiten und über unzusammenhängende Kleckse und Striche zu philosophieren. Auch wenn’s weh tut: Was gesagt werden muss, muss gesagt werden. Aber bitte so, dass es jeder versteht, nicht nur die intellektuelle Elite.
Ich würde mich ganz gut mit Krištof Kintera verstehen, denke ich. Der macht nämlich Kunst für alle. Und so freuen sich denn auch schon die Kleinen über die lustigen Figürchen, die es da im Museum Tinguely zu sehen gibt. Über einen sprechenden Raben zum Beispiel, der von oben auf die Besucherinnen und Besucher herunterblickt (und in mehreren Sprachen flucht und zetert, doch das realisieren die Kinder vor lauter Entzücken nicht). Im Untergeschoss sitzt der Teufel im Pelzmantel und haut auf die Pauke, während dem ein kleiner Bub immer und immer wieder mit voller Wucht seinen Kopf gegen die Backsteinwand knallt. Neben dem Eingang stehen zwei Socken und ein dürres Geäst mit einem Globus-Kopf zittert vor sich hin.
Das alles ist schräg, witzig und voller Kritik an der Gesellschaft, der Politik und dem sinnlosen Konsumwahn. Nur – und das mag ich besonders – ist Krištof Kinteras Kunst weder anklagend noch belehrend. Sie ist unterhaltend. Wer will, kann darüber nachdenken. Alle anderen können einfach ihren Spass haben. Zum Beispiel an einem der unzähligen Sommertage, die nichts anderes zulassen als einen Museumsbesuch.
Kristof Kintera – I am not you: noch bis am 28. September
Museum Tinguely, Basel / www.tinguely.ch
Bild: Krištof Kintera, Bad News, 2011