Grüezi, grüezi, grüezi

Vergangenen Sonntag machte ich einen Ausflug in die Zentralschweiz. Eis essen mit Alpenpanorama, spazieren, Pedalo fahren, im blauen See baden und faulenzen, so in etwa hatte ich mir den Tag vorgestellt. Mit meinem Liebsten suchte ich am Abend zuvor bei einem Glas Wein oder zwei nach einer passenden Destination. Schnell war klar, wohin es gehen sollte: Ins Madranertal, dort gab es eine Seilbahn hoch ins Bergparadies und oben nach kurzem Fussmarsch einen herrlichen See zum Baden. Zum Wandern war es ja eh zu heiss und fürs schlechte Gewissen könnte man auch einmal um den See spazieren, dachte ich.
Nach einem Katerfrühstück im Bergrestaurant und nach der zwanzigminütigen Umrundung des Sees erklärte mir mein Liebster jedoch, dass er nun doch gerne etwas wandern würde und zwar hoch zur Windgällenhütte und dann hinten wieder runter bis zur Talstation. Die Tatsache, dass ich bei 30 Grad an der Sonne einen Berg hochkraxeln sollte, löste bei einem Flachwanderer wie mir natürlich keine Glücksgefühle aus. Aber was tut man nicht alles aus Liebe. Also starteten wir den Aufstieg und bereits nach zehn Minuten war mir klar, dass dieser Weg kein leichter werden würde.
Es war höllisch steil und höllisch heiss und höllisch kein Ende in Sicht. Der Schweiss spritzte aus allen Poren und ich hätte gerne einen Wasserfall ausgetrunken mit Bergsee zum Apéro. Zu allem Überfluss kamen uns nonstop fröhliche Wandervögel entgegen, die den Berg heruntersprangen wie junge Berggeissen und grüssten, grüssten, grüssten. Grüssen ist bei Wanderern in der Schweiz ja ungeschriebenes Gesetz. Bloss: Wegen meiner proportional zum Weg ansteigenden schlechten Laune konnte und wollte ich nicht grüssen. Mehr noch, die ganze Grüsserei machte mich rasend. Gibt’s da oben eigentlich etwas gratis, dachte ich, und: Wie kommen die ganzen Omis und Opis eigentlich auf den Berg? Und zum Schluss dachte ich nur noch: Scheissweg, Scheissberge, Scheisssteine, Scheisssonne, Scheissescheissescheisse.
Oben angekommen sprach ich erst einmal kein Wort vor lauter Wut darüber, dass ich mich zu dieser Strapaze hatte hinreissen lassen. Und nur langsam, mit abschwellender Röte im Gesicht, realisierte ich die Schönheit um mich herum. Panorama, Düfte und Farbenpracht waren ein Traum. Der Sprung in den kühlen See nach dem steilen Abstieg ebenfalls. Der Muskelkater, welchen ich die folgenden vier Tage mit mir herumtrug, war hingegen ganz, ganz übel. Fluch und Segen liegen eben sehr nah beieinander.
Dieser Beitrag wurde am 12. Juni 2014 um 15:13 veröffentlicht. Er wurde unter Menschenskind abgelegt und ist mit , , , , , , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

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