Nachdem ich heute Morgen auf der Toilette zu spät bemerkte, dass mir das Klopapier bereits gestern Abend ausgegangen war, worauf ich in die Dusche hüpfte und nach zwei Minuten in einer knöcheltiefen Suppe stand, weil mein immenser Haarausfall einmal mehr den Abfluss verstopfte, dachte ich kurz daran, den Tag als Scheisstag abzustempeln. Dann besann ich mich jedoch eines besseren.
Es ist Freitag, dachte ich, und Sommer. Mir steht das lange Pfingswochenende bevor und die Wettervorhersage könnte vielversprechender nicht sein. Heute Abend werde ich mit meinem Liebsten auf der Terrasse sitzen, ein feines Stück Fleisch grillieren und einen Rotwein kredenzen, so einen schönen, mit anständig Tiefgang. Diese ganzen Tatsachen, so dachte ich weiter, lassen absolut keine schlechte Laune zu.
Also schlüpfte ich in mein schönstes Kleid, eines von Lena Hoschek, das aus jeder Frau eine bezaubernde Dame macht. Dazu flocht ich mir ein hübsches Frisürchen, steckte mir ein Blümchen ins Haar, malte mir die Lippen rot an, setzte mir meine Diva-Sonnenbrille auf und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Ich fühlte mich herrlich, auch als mich einige Mitarbeitende wegen des ungewohnten Aufzugs nicht erkannten und andere erstaunt mit dem Kopf wackelten. Über Mittag schlenderte ich in den Botanischen Garten, genehmigte mir im Park der Villa Merian ein erfrischendes Glas Weisswein und eine gepflegte Unterhaltung, bevor ich mich wieder ins Büro setzte und tat, was ich tun musste: Fingernägel feilen und mit Mutti telefonieren.
Es ist doch alles eine Frage des Stils.
Bild: Lena Hoschek – übrigens DIE Adresse für stilvolle Kleidung. Jede Frau sollte Lena Hoschek tragen!
rheinfroilein 