Fuck the Muttertag
Ich hab meine Mutter wirklich lieb, doch manchmal geht sie mir auf den Geist. Zum Beispiel am Muttertag. Dieser Tag aller Tage löst bei mir sehr viel Beklemmung und kein einziges Glücksgefühl aus, meine Mutter ist nämlich anspruchsvoll. Melde ich mich am heiligen Muttertag nicht, ist sie abgrundtief beleidigt und ich erhalte die kommenden vier Wochen kein Lebenszeichen von ihr. Melde ich mich telefonisch, tut sie zwar so, als würde sie sich freuen, doch eigentlich ist sie masslos enttäuscht. Denn: Sie will besucht werden. Geschenk inklusive. Jedes Jahr.
Aber mal ehrlich: Ich wohne nicht mehr zu Hause seit über einem Jahrzehnt. Unterdessen verbringe ich nicht unwesentlich viel Zeit damit, meiner nicht mehr ganz jungen Mutter bei alltäglichen Dingen zu helfen. Zum Beispiel, wenn mal wieder das Internet nicht geht. Oder der Drucker. Oder wenn die Zeit auf dem Handy nicht stimmt. Es gibt ständig technische Fragen zu klären. Ich bin aber auch für Chauffeur-Dienste zuständig, um Karten für irgendwelche Konzerte zu besorgen – gratis natürlich – und wenn es schwere Dinge zu schleppen gibt. Stets auf Abruf. Zudem bringe ich ihr immer mal wieder Schokolade mit oder Blümchen. Einfach so.
Am Muttertag stehe ich dennoch samt Geschenk auf der Matte. Mit zerknirschtem Gesicht allerdings, denn ich finde ja, ich hätte für die kompetente, unkomplizierte und prompte Unterstützung im Alltag auch ein wenig Lobpreisung verdient. Ist aber alles selbstverständlich, das. Sie hingegen hat mich aus ihrem Leib gepresst und mir drei Jahre lang die Scheisse vom Hintern gewischt (ok, das war wirklich sehr nett von ihr!!!) und dafür muss ich ihr nun auf ewig dankbar sein. Allerdings will sie die Lobhudelei nur am Muttertag, da ist sie sauber.
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich mit der Situation abzufinden. Jedes Jahr am Muttertags-Sonntag steht nun also ein dickes rotes Kreuz in meiner Agenda. Damit ich nicht vergesse, meiner Mutter zu huldigen und damit die Kirche im Dorf bleibt. Amen.
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