Da war kürzlich an einem Freitag diese unglaublich geile Band in Basel, Blues, was ich eigentlich überhaupt nicht mag, aber die hatten sehr viel Soul und Rock’n’Roll mit im Gepäck, was ich wiederum unglaublich gerne mag und so hab ich zwei Stunden getanzt wie verrückt. Und wer tanzt wie verrückt, der bekommt davon einen grossen Durst und muss viel trinken. Da floss also einiges an Rotwein in meinen Adern und auch Bier, weil irgendwann wird das mit dem Rotwein auch zu teuer. So. Aber darum geht’s ja überhaupt nicht. Es geht nämlich darum, dass diese ganzen Getränke irgendwann auch wieder raus müssen.
Dass dem so ist, fiel mir aber leider erst am Bahnhof auf, als ich noch zwanzig Minuten auf meinen Zug warten musste. Da war halb eins. Burger King: geschlossen. Starbucks: zu. McDonalds: auch. Bahnhofspelunke: soeben den letzten Gast rausgeworfen. Meine letzte Hoffnung war also dieser komplett überteuerte McClean im Bahnhof, wo man als Frau beim Reingehen zwei Franken zahlen muss, um zwei Kilo leichter wieder rauszukommen. Nur, auch der McClean, so sagte mir die verriegelte Eingangstür, schliesst um 24 Uhr.
Wie komplett bescheuert ist das denn, dachte ich mir und quatschte die nächste Bahnhofsbeamtin an, wo man denn um diese Zeit noch pissen könne, ich mach mir hier fast in die Hose, verdammt. Nirgendwo, meinte die salopp und damit war ihre Kommunikationsbereitschaft denn auch erschöpft. Wie nett. Da hattest du einen prima Abend und dann sowas. Wäre ich ein Mann, hätte ich meinen Hans-Jürgen ausgepackt und irgendwo aufs Perron gepullert, aber um meinen schneeweissen Hintern dem nächtlichen Publikum auf den Geleisen zu präsentieren, war ich dann doch zu wenig betrunken und oder zu sehr Dame.
Also rannte ich in meiner Not zur nächstbesten S-Bahn – um diese Uhrzeit stehen ja nicht mehr allzu viele Züge im Bahnhof. Eine S-Bahn hat exakt ein Klo. Und das war besetzt. Also wieder treppauf, treppab zur nächsten S-Bahn – selbes Lied. Da fuhr am anderen Ende des Bahnhofs ein ICE ein. Ich rannte und meine rund drei Liter Urin schwappten mir bis zum Hals. Gleis vier, fünf, sechs, sieben, acht… Rolltreppe runter, zwischen aussteigenden und ärgerlich guckenden Leuten durchboxen, tschuldigung, tschuldigung, eilt, tschuldigung, reinspringen in den Zug, Klotüre auf, Hose runter, Türe zu – Reihenfolge scheissegal – und: jaaaaaaaa! Orgiastisch, dieses Gefühl des endlich-loslassen-Dürfens.
Während mir die Tränen der Erleichterung über die Wangen kullerten, dachte ich noch, dass früher pinkeln in Bahnhöfen bei Todesstrafe verboten war. Aber mal ehrlich, liebe SBB: auf meine gute Kinderstube konnte ich in diesem Moment echt keine Rücksicht mehr nehmen. Und das nächste Mal pisse ich euch vor den Schalter, im Fall. Damit ihr den ganzen nächsten Tag noch den Odeur meiner unsäglichen Situation in der Nase habt. Und vielleicht bezahlt ihr dann bei der nächsten Tarif-Erhöhung auch mal ein Klofräulein, das so lange die Toiletten bewacht, wie eure Züge fahren. Wäre echt eine Investition.
Herzlich, Rheinfroilein
Bild: sheilar3 / photocase.de
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