Total verspannt
Ich gehe so was von gerne ins Kino! Dort kann ich eintauchen, abschalten, entspannen – zumindest meistens. Der dänische Film «Erbarmen» bescherte mir zwei Stunden lang böse Muskelkrämpfe. Seit Stieg Larsson, Jo Nesbø, Hakan Nesser und Co. weiss ich zwar, dass sich die fröhlichen, liebenswerten Skandinavier stets die grausligsten Verbrechen ausdenken. Trotzdem wollte ich mir die Verfilmung des ersten Carl-Mørck-Romans von Jussi Adler-Olsen nicht entgehen lassen.
Ehrlich gesagt, ich habe den Roman nicht gelesen und diversen Kritiken zufolge war das vielleicht gar nicht so schlecht, weil für den Film natürlich zahlreiche prickelnde Nebenhandlungen weggelassen werden mussten. So vermisste ich nichts, ganz im Gegenteil, es war mir teilweise eher etwas zu viel. Schwer erträglich waren vor allem die Szenen, in denen die jahrelang von einem Psychopathen in einer dunklen Druckkammer festgehaltene und gefolterte junge Politikerin Merete Lynggaard zu sehen ist. Da verkrampften und verknoteten sich sämtliche meiner Innereien, ich hatte Gänsehaut und musste zeitweise die Augen schliessen.
Nichts desto Trotz wird natürlich gerade die Seite des Opfers nur sehr marginal beleuchtet. Merete liegt da in ihrem Gefängnis und leidet. Manchmal führt sie Selbstgespräche, schreit oder zeigt ihrem Peiniger durch das kleine Fenster den Stinkefinger. Da sie keine Möglichkeit hat, sich zu waschen, sieht sie je länger je furchtbarer aus und als sie einen eitrigen Zahn hat, muss sie sich diesen mit einer alten Zange selber ziehen. Doch was diese fürchterliche Gefangenschaft wirklich für sie bedeutet, kann man nur erahnen. Dafür ist die Geschichte um den übellaunigen Polizisten Carl, der in das neugeschaffene Sonderdepartement Q versetzt wird, sehr anschaulich erzählt.
Mein Fazit: Natürlich kann man sich fragen, weshalb der in der Kindheit traumatisierte Psychopath Merete jahrelang festhält und sie nicht einfach sofort um die Ecke bringt, wie er es mit anderen Opfern tut. Und weshalb er sie ausgerechnet in einer Druckkammer verenden lässt, in welcher er den Druck einmal pro Jahr senkt und ihr damit Höllenqualen bereitet. Warum er vor der Entführung noch mit ihr schläft. Aber vielleicht sollte man sich an dieser Stelle auch einfach nicht allzu viele Fragen stellen, sondern einfach die (Ver-) Spannung geniessen.
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