Claudia hat am Wochenende mit ihrem Kerl Schluss gemacht. Das habe ich heute Morgen im Tram erfahren. Der wollte nämlich nur bumsen, der Typ, hat sie erzählt, und er habe sich auch ständig über sie lustig gemacht. Sie erwarte einfach mehr von einer Beziehung, hat sie gemeint. Ich kann das gut verstehen. Was ich hingegen nicht so ganz verstehen kann: Warum brüllt die Claudi diese Geschichte des Morgens in einem vollbesetzten öffentlichen Verkehrsmittel in den Telefonhörer? Nun, es ist so. Claudi musste die frohe Botschaft einfach schnellstmöglich überbringen und zwar dem Stefan, mit dem sie unlängst noch liiert war. Darum, erklärte Claudi schlüssig, hat sie sich halt so gedacht, er würde sich vielleicht darüber freuen, dass sie seit sage und schreibe zehn Stunden wieder solo ist.
Stefan freute sich aber nicht so richtig, der war letzte Nacht nämlich bis in die Puppen unterwegs und lag noch im Tiefschlaf, als Claudi mit ihren Breaking News ankam. Dass Stefan mit den vielen Informationen am frühen Morgen etwas überfordert war, liess Claudi jedoch kalt. Du schreibst doch immer unter deine SMS «Dein Stefan», meinte sie. Das heisst doch, dass du noch ein wenig mir gehörst. Und ich schreibe immer «Deine Claudia» und darum gehörte ich auch noch ein wenig dir. Argumente, die den härtesten Mann umhauen.
Leider bin ich mir nicht ganz sicher, ob das mit dem Steffi und der Claudi happy enden wird, denn ich verpasste wegen Ankunft am Zielort den Schluss dieses hochbrisanten Telefonats. Da die Claudi jedoch ganz dringend Beziehungs-Nachschub zu brauchen scheint, hier ihre Eckdaten für allfällige Interessenten: Claudi ist ca. 160cm gross, 45 Jahre alt (vielleicht auch erst 35, schwer zu sagen), hat eine (hier fällt mir kein Adjektiv ein) Figur und trägt einen kultigen Vokuhila Schnitt in undefinierbarer Farbe. Sie legt keinen gesteigerten Wert auf Ästhetik, dafür auf Kommunikation. Claudi fährt jeweils um halb acht mit der Tram Nummer elf in Richtung Aesch. Viel Erfolg beim Verlieben.
Bild: Inuit / photocase.com