Herrgott, was bin ich zufrieden. Die Frühlingssonne scheint mir auf den Pelz, die Schmetterlinge flattern im Bauch und obendrauf ist auch noch Wochenende – ein arbeitsfreies. Ich kann mich echt nicht beklagen. Wenn da nur nicht die damit verbundene Einöde in meinem Hirn wäre, gepaart mit dieser unbändigen Lust nach Schoggiglacé.
Glück macht blöd und fett. So ist das bei mir. Bin ich ausgeglichen, so fresse und schnurre ich in einem Fort. Von brillanten Ideen bin ich dann ebenso weit entfernt wie von meinen Idealmassen. Mit einem Vakuum im Kopf suhle ich mich im Tümpel der Glückseligkeit und zeige keinerlei Motivation, auf irgend etwas zu verzichten. Ausser auf Sport. Stattdessen fröhliche Wollust; Saufen, Schlemmen und sinnfreies vor mich Hinplappern.
So schön ist das alles, dass es gleichzeitig zum Heulen ist. Denn eins ist klar: Nur aus abgrundtiefer Verzweiflung entsteht Grosses. Im Leid liegt die Genialität. Doch da mir nun mal die Sonne zum Arsch raus scheint, müsste ich zwangsläufig auf die nächste Lebenskrise warten, um einen Geistesblitz zu erleben. Und das dauert mir zu lange. Der zuverlässigste Weg, um wenigstens ein bisschen Frustration in meinem Leben zu erzeugen, heisst: Diät.
Funktioniert prima. Nach drei Tagen Gemüse- und Eierfressen bin ich ganz wunderbar angepisst. Nur eine grosse Idee war da bislang leider genau so wenig auszumachen wie eine der Tortur angemessene Gewichtsreduktion. Ich habe noch keinen einzigen Song geschrieben, keine Skulptur gemeisselt und keinen Roman geschrieben. Scheint, als wäre mein unbändiges Glück noch viel, viel grösser als mein Hunger.
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de