Rauchwurst-Glück

Was mit mir passiert, wenn mir die ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen ein Draussen-Sitzen im T-Shirt erlauben und meine käsige Winter-Haut sich langsam an den Frischluft-Gedanken gewöhnt, ist jedes Jahr spektakulär: Plötzlich ist mir komplett Wurscht, dass mein Badezimmer im Staub- und Haarsumpf versinkt, dass der Kühlschrank aussieht, als würde ich morgen auswandern, dass auf der Post ein riesengrosses Zalando-Paket zum Abholen liegt, dass sich Einzahlungsscheine und ersten Mahnungen neben dem Computer türmen – plötzlich will ich einfach nur da sitzen und diese erste Wärme nach dem langen Winter aufsaugen und die ganze Welt kann mir komplett den Buckel runter rutschen.
Diese ersten Sonnenstrahlen lösen in meinem Gehirn die immer gleichen geistig minderbemittelten Gedankengänge aus: «IchwilljetztsofortdieZeitanhalten! Achneegehtnichtschade. IchwillmorgennichtinsBüro! Mussaberscheisse. WashabichLustaufGrill!» Grillieren lässt sich meistes einfach umsetzen. Also habe ich gestern die Wurst-über-offenem-Feuer-Saison eröffnet. Die obligate Sonntagswanderung führte mich auf einen Berg und dort oben war so was von klar, dass zu dieser Aussicht und dieser Wärme und dieser Freude im Ranzen eine Bratwurst auf einen geschnitzten Stecken über ein Feuerchen gehört, aber so was von. Und dann sass ich da und die Wursthaut platzte und wurde langsam braun und das Fett tröpfelte knisternd ins Feuer und ich sass im Rauch und fand, dass es doch nichts Schöneres gäbe, als eben dieser Moment mit mir und der Wurst und dem glühenden Holz und der Sonne im Nacken.
Und abends zu Hause dann bemerkte ich mit roten Wangen und gerötetem Dekolleté, dass ich selber roch wie eine Wurst, nach Wald und Holz und Rauch und ein bisschen auch nach Schweiss und das fand ich so unglaublich herrlich, dass ich die Dusche so lange wie möglich hinauszögerte. Bleibt zu hoffen, dass mir nächstes Jahr ein griffiges Argument gegen Arbeit bei schönstem Frühlingswetter einfällt. Bis dahin hoffe ich einfach, dass es noch ein paar so wunderschöne, sonnige Wochenenden voller Schmetterlinge im Bauch gibt.
Dieser Beitrag wurde am 10. März 2014 um 09:37 veröffentlicht. Er wurde unter Menschenskind abgelegt und ist mit , , , , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

2 Gedanken zu „Rauchwurst-Glück

  1. So und nicht anders muss sich der Frühling anfühlen!!! Liebe Grüße, genieß es – und wenn du das richtige Argument gefunden hast: bitte teilen, evtl. hilft das ja auch anderen, z.B. mir? 😉

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